Kynsburg:

Umgebung - Sagen und Geschichten über die Kynsburg

 

Von der romantischen Stätte ist ein reicher Sagenschatz vorhanden. Auch hat Paul Keller in seinem Roman "Waldwinter" die Kynsburg als Schauplatz seines Werkes gewählt. - Im Folgenden gibt es ein paar der Geschichten und Sagen zum Nachlesen:

 

1. Gründung und Name.
2. Unterirdische Gänge.
3. Die Zerstörung.
4. Der gefangene Türke
5. Der ungetreue Knecht.
6. Die weiße Frau.
7. Der Rabenstein.
8. Das steinerne Kreuz im Teufelstal.
9. Die Gluckhenne.
10. Die Forelle im Eselsbrunnen.
11. Das Banner der Logau.
12. Das goldene Eselsfüllen.
13. Der Schwedenschatz.
14. Die Zwillingsschwestern aus dem Schlesiertale.
15. Der treue Hund.
16. Die drei Altväter.
17. Der Untergang der meisten Urkunden.
18. Der Ritter und die Nixe.

 

1. Gründung und Name.
Ein englischer Ritter mußte aus seiner Heimat fliehen; er errichtete aus einem Berge am Schlesiertale im Jahre 800 eine vierkantige Warte. Herzog Boleslaw gründete um 1198 hier das Schloß als Schutzwehr gegen Böhmen und gab dem Turm einen achteckigen Aufbau (in Wirklichkeit geschah dies 1686, nachdem der Blitz eingeschlagen hatte) - Der Name wird hergeleitet von "Königsburg" oder von Kiefern, die ehemals auf der Höhe Standen.

 

2. Unterirdische Gänge.
Von den Kellern führten zum Tale zwei geheime Wege; sie dienten bei Belagerungen zur Versorgung mit Lebensmitteln und zur Flucht. - Es bestand auch eine Verbindung mit dem Freudenschloße und Schloss Tannhausen.

 

3. Die Zerstörung.
In der Rüstkammer wurde früher ein Totenkopf aufbewahrt; Von ihm hing angeblich Wohl und Wehe der Feste ab. Einst wollte ein Ritter die Wahrheit dieser Vorhersage erproben und Schleuderte den Schädel in die Tiefe. Bald zog ein Unwetter herauf und vernichtete "das Haus".

 

4. Der gefangene Türke.
Einer der ersten Burgherren nahm an den Kreuzzügen teil; er brachte aus dem Morgenlande einen jungen Türken und dessen Braut zurück. Die Kinder des Südens aber Sehnten sich nach der Heimat; der Edelmann versprach ihnen die Freiheit, wenn der Jüngling in der Feste, der es bislang an Wasser gebrach, einen Brunnen anlegen würde. Der Gefangene vollbrachte das schwere Werk und erreichte dadurch sein Ziel.

 

5. Der ungetreue Knecht.
Zur Zeit der Hussitenkriege hausten droben Raubritter. Bei einem Beutezuge wurden sie von den Taboriten *) überfallen und bis auf einen niedergehauen; dieser floh mit seinem Knappen der Kynsburg zu, um die dort aufgehäuften Schätze in Sicherheit zu bringen. Als sie an den Hängen des Schlesiertales dahinsprengten, stieß plötzlich der Diener den Vorausreitenden in die Tiefe; er wollte die Reichtümer allein besitzen; sofort aber ereilte den Mörder die Strafe : sein Pferd bäumte sich empor und schleuderte ihn hinab. - Einsamen Wanderern begegnete früher oft der ruhelose Geist des Ruchlosen, um sie zu verderben.

 

6. Die weiße Frau.
Auf Kinsberg ging vordem eine weiße Dame um; sie war im Leben die Gemahlin des Nachbarn eines der älteren Burgherren gewesen; dieser hatte sie ins Verließ geworfen, in dem sie umkam (s. Sage: "Das steinerne Kreuz im Teufelstal"). Nach anderer Lesart war sie die Gattin eines heidnischen Vorbesitzers, der sich mit ihr nicht zum Christentum bekehrte, ja sogar einen Priester tödlich verwundete; vor seinem Ende weissagte er, sie werde auch bald sterben und im Grabe keine Ruhe finden. Ein Unwetter zog herauf, Blitze zuckten hernieder und zerstörten den ragenden Bau. Erst lange nachher ward er erneut. - Es wird auch erzählt, die Frau eines der ersten Inhaber habe sich vor Gram über dessen Ermordung bei Mondschein in den Brunnen geworfen; deshalb müsse sie beim bleichen Schein des Nachtgestirns umgehen. -

Nach anderer Lesart sollte der Sohn des Burggrafen Ulrich Schoff (Schaffgotsch) einem armen Mädchen, das er liebte, auf Geheiß des strengen Vaters entsagen und ein Edelfräulein heiraten. Während des Hochzeitsmahles erschien die Verstoßene und winkte dem Bräutigam; er folgte ihr zum Brunnen, in dem sie untertauchte, und ertrank selbst darin, da er sich zu tief hinabbeugte, das Gleichgewicht verlor und in den Schacht fiel. (Führer durch die Kynsburg, 1914.)

Einst wurde droben ein rauschendes Fest gefeiert. Während im Saal die vollen Becher kreisten, stahl sich einer der Gäste, Bernhard von Haugwitz, von dannen und spähte umher, ob er nicht die schöne Adelheide von Schaffgotsch erblicken könne; plötzlich sah er vom hohen Bogenfenster, daß drunten eine weiße Gestalt aus der Pforte in den Hof trat; Schnell eilte er hinab, um sie, in der er die Geliebte zu erkennen glaubte, zu sprechen. Die Erscheinung winkte ihm und Stürzte sich in den tiefen Felsenbrunnen. Entsetzt rief Bernhard um Hilfe; doch in demselben Augenblick nahten mehrere Edelfräulein und unter ihnen die angebliche Tote. Der junge Ritter fiel ihr zu Füßen und gestand in der Erregung seine Liebe; gern gaben die erfreuten Eltern ihren Segen. Die Diener aber flüsterten, die weiße Dame treibe wieder ihr Wesen.

Auch Später erblickte man noch öfters diese geheimnisvolle Gestalt. Ein Wächter will ihr manchmal begegnet sein, wenn sie aus dem Hochschloß unter der Kapelle durch (es ist wohl das zweite Tor gemeint) und rechts über die Treppe ging; beim alten Stalle verschwand sie alsdann. Noch vor etwa 100 Jahren erzählte ein Dienstbote des Wirtschaftsbeamten, der das Torhaus bewohnte, während sonst die Feste verödet stand, daß ihm beim Wasserschöpfen in der Dämmerung die gespenstische Erscheinung entgegengekommen sei. -
Ein früherer Besitzer wünschte, sein Sohn möchte sich nach der Rückkehr von weiten Reisen vermählen; doch war dieser zu keiner Wahl zu bewegen, da er einst auf dem Kastell eine Jungfrau erblickt hatte, die er nicht vergessen konnte. Ungeachtet aller Mühe gelang es dem unglücklichen Liebhaber nicht, die Schöne wiederzusehen. Teilnahmslos wohnte er daheim rauschenden Vergnügungen bei; endlich schaute er die Unbekannte, folgte ihr in den nächtlichen Hof, und als sie dort im Brunnen verschwand, stürzte auch er sich hinab. Seit dieser Begebenheit irrt fein Geist ebenfalls in den Räumen des Bergschlosses umher.

Dieser Stoff ist noch zu weitläufigen Erzählungen verwendet worden. Der berühmte Romantiker Joseph Freiherr von Eichendorff widmete der Sage von der weißen Dame folgende Dichtung:

 

Z a u b e r b l i ck.
Die Burg, die liegt verfallen
In schöner Einsamkeit,
Dort saß ich vor den Hallen
Bei stiller Mittagszeit.

Es ruhten in der Kühle
Die Rehe auf dem Wall,
Und tief in blauer Schwüle
Die sonn'gen Täler all'.

Tief unten hört' ich Glocken
In weiter Ferne geh'n,
Ich aber mußt' erschrocken
Zum alten Erker sehn.

Denn in dem Fensterbogen
Ein' schöne Fraue stand,
Als hütete sie droben
Die Wälder und das Land.

Ihr Haar, wie'n gold'ner Mantel,
War tief herabgerollt;
Auf einmal sie sich wandte,
Als ob sie sprechen wollt'.

Und als ich schauernd lauschte -
Da war ich aufgewacht
Und unter mir schon rauschte
So wunderbar die Nacht.

Träumt' ich im Mondesschimmer ?
Ich weiß nicht, was mir graut.
Doch das vergeß ich nimmer,
Wie sie mich angeschaut!

 

7. Der Rabenstein.
In alter Zeit herrschte auf Kinsberg ein Burggraf, dem die Tschechen Rache geschworen; er hatte sie öfters bei ihren Raubzügen nach Schlesien empfindlich gezüchtigt. Man versuchte durch List, den Verhaßten gefangen zu nehmen. Auf dem gegenüberliegenden Rabenstein zeigte sich öfters ein geharnischter Ritter, dessen man trotz aller Mühe nicht habhaft werden konnte. Als ihm einmal die Frage zugerufen wurde, was er wolle, antwortete er, der Ritter möge allein zu ihm herüberkommen, um Mitteilung von einem verborgenen Schatze zu erhalten. Leider ließ sich der sonst so vorsichtige Mann dazu verleiten: er wurde von einer plötzlich hervorbrechenden Schar der Gegner überwältigt, die Burg aber erobert und geplündert.

 

8. Das steinerne Kreuz im Teufelstal.
Albert von Falkenberg wurde wegen eines fruchtbaren Grundes von seinem Vetter Willibald v. Kynau beneidet; dieser lockte den Verwandten dorthin und erstach ihn angesichts von dessen Gattin; darauf ließ er seine Base im Verließ der Kynsburg umkommen (nach ihrem Tode erschien sie öfters als "Weiße Dame", s. Nr. 6), bemächtigte sich der anstoßenden Herrschaft und schleifte die Falkenburg. Ein junger Knappe hatte die beiden Kinder der Ermordeten gerettet und sie nach Breslau gebracht. Als der Sohn, Enewold, herangewachsen und verheiratet war, nahm er an einem Kreuzzuge teil und starb im Morgenlande. Die Tochter wurde von ihrer Tante in der Einsamkeit des Gebirges erzogen. Hier sah sie einst Junker Gottfried von Kynau, der Enkel des bösen Burgherrn, und verlor fein Herz an sie; doch die Frauen flohen; nach einigen Jahren gelang es dem Ritter, das Edelfräulein aus den Händen von Räubern zu befreien. Die Unholde hatten die Gegend lange unsicher gemacht und wollten nun die Jungfrau töten, weil sie ihnen nicht (angeblich) verborgene Schätze zeigte. Schon erwartete die Unglückliche bei jenem Steinkruzifix, das zur Erinnerung an den Mord ihres Großvaters errichtet worden, ihr Ende, als der Retter erschien! Nun war der Mord gesühnt, ein Ehebund ward geschlossen und neues Leben erblühte auf der stolzen Feste.

 

9. Die Gluckhenne.
Einst kam zur Nachtzeit ein Ritter vor das Torhaus und bat um Unterkunft; da schon viele Gäste droben waren, wurde ihm ein Zimmer angewiesen, in dem es nicht ganz geheuer sein sollte. Am nächsten Morgen erschien der Gast bleich und verstört und erzählte, er habe beim 11. Schlage der Turmuhr plötzlich ein Geräusch vernommen und eine schwarze Henne mit zwei Küchlein unter dem Ofen hervorkommen sehen; sie sei scharrend hin und her gegangen, vor sein Lager gekommen, worauf durch ihr heftiges Flattern die Lampe verlöschte; nach kurzer Zeit habe er beim schwachen Schein des Nachtgestirns bemerkt, daß sie abermals mit den Flügeln geschlagen, Worauf die Lampe wieder hell brannte; nun sei die unheimliche Erscheinung zu dem Ausgangsort zurückgekehrt. Der Besitzer ließ den Ofen beseitigen; man fand in einem Kästchen die Gebeine von zwei Kindern; sie wurden in geweihter Erde beigesetzt. Seit dieser Zeit hat sich die Henne, wohl die glückliche Mutter, mit ihren Küchlein nie mehr sehen lassen.

 

10. Die Forelle im Eselsbrunnen.
Eine kurze Strecke von der Burg entfernt liegt der Eselsbrunnen; von ihm schaffte früher ein Grautier das nötige Trinkwasser herbei. In jene Quelle hatte der Edelmann eine große Forelle setzen lassen. öfters erkundigte er sich, ob sie auch noch vorhanden sei. In einer mondhellen Nacht stand der Ritter im oberen Saal und schaute in die erleuchtete Landschaft hinunter, da bemerkte er einen Menschen, der den Born ausschöpfen wollte; er rief ihm zwar durch sein Sprachrohr zu:
"Laß die Forelle stohn,
Sonst ist der Strang dein Lohn!",
doch hörte jener nicht darauf, fing den Fisch und begab sich zu feiner Hütte. Aber schon am nächsten Tage ergriffen ihn die Häscher, und er endete am Galgen.

 

11. Das Banner der Logau.
Hinko von Seidlitz ritt eben an der Kynsburg vorüber nach Schömberg, als er die schöne Rosa von Logau von weitem sah. Plötzlich stürzte aus einem Hinterhalt der wilde Horn vom Hornschloß hervor und bemächtigte sich der Jungfrau; doch büßte er sein Leben bei diesem Frevel ein, da Seidlitz zu Hilfe eilte. Nach dem Falle des Räubers geleitete der Retter das Fräulein zur Feste, weilte oft hier und bewarb sich um die Hand der Dame. Sie aber wollte ihn nur dann erhören, wenn er das Banner ihres Hauses, das nach dem Meuchelmord ihres Vaters auf dem Karpenstein bei Landeck in die Kapelle nach Münsterberg gekommen war, zurückbringen würde. Natürlich beeilte sich der Liebhaber, den Wunsch zu erfüllen. In jener Stadt tat es ihm aber die schöne Tochter des Ritters von Glubos an; er gewann auch ihr Herz und überredete sie, ihm die Trophäe, die ihr Vater bewachen ließ, zu verschaffen. Die stolze Herrin der Kynsburg wies nun das ersehnte Panier zurück, denn der Erwählte hatte sie verlassen. Dieser vermählte sich mit Maria, während Rosa im Clarissenkloster zu Breslau den Schleier nahm und dem Erstgeborenen des jungen Paares ihren reichen Besitz vermachte.

 

12. Das goldene Eselsfüllen.
Als die Schweden im Dreißigjährigen Kriege die Burg besetzt hielten, fanden sie in einem Versteck ein mit Gold gefülltes (oder goldenes), einst von den Böhmen hier verborgenes Eselsfüllen mit der Aufschrift:
"Gold ist mein Futter,
Nicht weit von mir steht meine Mutter."

Natürlich durchwühlte die habgierige Soldateska die Mauern nach diesem zweiten Schatze, fand ihn aber nicht. Durch dieses Treiben wurde die Festigkeit der Gebäude sehr erschüttert und der spätere Einsturz des einen Traktes vorbereitet.
Nach anderen Berichten soll der erste Besitzer im sogenannten "Goldenen Walde" auf Edelmetalle gemutet und feine Funde, in eine Eselshaut genäht, in der Burg verborgen haben. Der Vers war bestimmt, die Nachkommen auf den Inhalt und die Herkunft des eigenartigen Aufbewahrungsstückes hinzuweisen. - Als "Mutter" ist nachher auch das Reichensteiner Bergwerk gedeutet worden. - Auch wird erzählt: Als im Jahre 1476 die Räuber, welche die Fest" besetzt hielten, besonders die Taboriten *), die sie in den böhmischen Unruhen eingenommen hatten, daraus endlich vertrieben wurden, sollen sie in den Mauern oder an anderer Stelle große Kostbarkeiten verborgen haben; es gelang aber den späteren Bewohnern der Wehranlage nicht, diese zu entdecken. - Im vorigen Jahrhundert behauptete man von einem droben zu Vermögen gekommenen Burgwirt, er habe den Schatz gefunden.

 

13. Der Schwedenschatz.
Während des großen Krieges hatten zeitweilig die Schweden den Platz inne und peinigten die Umwohner entsetzlich. Zwei abgedankte Kaiserliche beschlossen, dem Übel abzuhelfen; sie gebärdeten sich im Tale als Schatzgräber, wurden von der Besatzung aufgegriffen und sollten ihr Geheimnis dem Befehlshaber verraten. Als die drei nachts an die Stelle gingen, wo angeblich Kostbarkeiten verborgen lagen, töteten die beiden Fremden den Hauptmann und entflohen. Der Fall des Führers entmutigte die Untergebenen so, daß sie schleunigst abzogen. - Der Erschlagene hatte aber im Grabe keine Ruhe; er ging droben um und richtete unter den Vorräten große Verheerungen an; man konnte deshalb dort nichts Eßbares aufbewahren. Nun versprach das Gespenst dem, der es einmal sättigen würde, seine zusammengescharrten Reichtümer; lange wollte es niemandem gelingen, die Bedingung zu erfüllen. - Viele Jahre nachher kam ein fahrender Student in die Gegend und beschloß, sein Glück zu versuchen; er setzte mittels biegsamen Drahtes aneinander gereihte Würste dem Geiste vor; als dieser mehrere Ellen davon ungekaut verschlungen hatte, verknüpfte der listige Musensohn unbemerkt den rückwärts wieder unversehrt herauskommenden Teil der leckeren Speise mit dem noch vorn befindlichen; es entstand also eine endlose Kette. Nach hartnäckigem Schlingen erlahmte endlich der Schemen, erklärte, sein Hunger sei gestillt und gab die versteckte Beute her.

 

14. Die Zwillingsschwestern aus dem Schlesiertale.
Einst sah der Besitzer der Kynsburg, Freiherr von Eben, im tiefen Grunde zwei fremdländisch gekleidete Männer; er ließ sie vor sich führen, erfuhr, daß sie Edelleute seien und hieß sie als Gäste willkommen. Als Kriegswirren auch diese friedliche Gegend erfüllten, flüchtete der Schloßherr nach Prag. Dort bewarben sich um feine beiden Töchter mehrere Offiziere; einer von ihnen war bestimmt, eine wichtige Sendung auszuführen; durch die Rettung des einen Fräuleins verspätete er sich und sollte deshalb standrechtlich erschossen werden. Da erschienen plötzlich die dem schlesischen Baron bekannten Welschen; sie gaben nun ihren wahren Stand zu erkennen: es waren ein Prinz mit dem Hauptmann seiner Leibgarde. Sie forschten auch hier nach dem Halbbruder des ersteren; er wurde in dem Verurteilten ermittelt und dessen Befreiung erwirkt. - Nun konnten die Zwillingsschwestern an einem Tage vor den Altar treten.

 

15. Der treue Hund.
Um die Wende des 17. Jahrhunderts wohnte Georg von Eben droben. Sein Sohn ritt täglich auf einem Pony, begleitet von einer dänischen Dogge, nach Schweidnitz zur Schule. Als nun der Knabe einmal nicht zur üblichen Zeit heimkehrte, suchte der besorgte Vater den gewohnten "Karretenweg" ab; er fand das Pferdchen von dem treuen Hunde am Zügel festgehalten, am schroffen Abgrunde stehen; über ihm hing der abgeworfene Knabe mit einem Fuße im Steigbügel. Das besinnungslose Kind wurde aus seiner entsetzlichen Lage befreit und die dankbaren Eltern sorgten für den treuen Lebensretter bis an sein Ende. Ein heute noch erhaltenes Bild überliefert die Tat der Nachwelt.

 

16. Die drei Altväter.
Im siebenjährigen Kriege kamen mehrere Offiziere auf die Burg, um das Innere genau zu besichtigen. Als ein Schlosser mehrere, seit langem unbewohnte Gemächer öffnen sollte, fand er eine schmale eiserne Pforte; sie sprang mit starkem Knall von selbst auf und ließ einen kleinen, ziemlich dunklen Raum sehen. Darin saßen drei Greise mit wallenden Bärten vor einem großen Buch an einer Tafel und hielten ihre starren Augen auf den sonst beherzten Handwerker gerichtet; dieser erschrak so heftig, daß er zuerst wie gelähmt stand, dann aber schleunigst von dannen eilte. Hinter ihm schloß sich krachend die Tür. Später wurde der Mann öfters aufgefordert, den schaurigen Ort zu zeigen; es gelang ihm aber nie; er konnte nur so viel sagen, daß sich das Gemach im hinteren Teile der Burg nach der Talseite zu befunden habe.

 

17. Der Untergang der meisten Urkunden.
Während der Kriege des großen Friedrichs schlug eine österreichische Feldschneiderei droben ihr Heim auf; als Maße und Muster zu den anzufertigenden Uniformen wurden wertvolle Dokumente verwendet (in Wirklichkeit geschah die Vernichtung durch den Brand des neuen Herrenhauses in Dittmannsdorf).

 

18. Der Ritter und die Nixe.
Einst lebte droben ein Edelmann, der leidenschaftlich bei Jagd oblag; einmal fand er dabei im Walde eine wunderschöne Jungfrau, die ihm so sehr gefiel, daß er sie heiraten wollte. Das Mädchen willigte ein und offenbarte dem Staunenden, ihr Vater, der Wasserkönig, habe sie hierher gebannt, und nur auf einer weißen Hirschkuh könne sie den Zauberkreis überschreiten. Dem Ritter gelang es, ein solches seltenes Tier zu fangen, woraus er die Maid mit vielen Schätzen glücklich in sein Bergschloß brachte. Da aber der junge Ehemann bald wieder viel von Hause abwesend war und dem edlen Weidwerk huldigte, fühlte sich die Gattin sehr vernachlässigt und verschwand eines Tages spurlos. Alles Suchen war und blieb vergebens, sie war wieder heimgegangen zu ihrem Vater mit den gesamten Schätzen und Reichtümern, die sie mitgebracht hatte.

 

*) Die Taboriten (tschechisch: táboriti) gehörten zum radikalen und besonders militanten Flügel der Hussiten.

 

Quelle: "Die Kynsburg", V. Schaetzke, Sonderdruck aus "Schlesische Burger und Schlösser", Verlag L. Heege, Schweidnitz, 1927, Bild eigenes