Eulengebirge - Geschichten

Blutbad in Schmiedegrund 1945

 

"Es war vom 8. zum 9. September 1945, Sonnabend zu Sonntag. Russen waren in das Haus des Briefträgers August Tschoepe eingedrungen. Tschoepe selbst war noch nicht von der Wehrmacht zurückgekehrt. Im Hause hielten sich damals auf Frau Tschoepe, Familie Maiwald, bestehend aus Mann, Frau und einjährigem Kind, sowie zwei Frauen aus Breslau. Sofort tot waren Frau Tschoepe, die Familie Maiwald und eine Frau aus Breslau. Die andere Breslauerin war verwundet worden und hatte sich totgestellt. Sie konnte berichten, wie die Täter nach vollbrachter Tat sich an den Tisch setzen und sich an Speise und Trank gütlich taten. Ende November ist auch sie den Verletzungen erlegen.

 

Die Beisetzung der ersten fünf Opfer erfolgte am 11. September 1945 auf dem Kaschbacher Bergfriedhof. Die Leichen waren in das Haus der Mutter des Herrn Maiwald gebracht worden. Dort wurden vier Särge, das Kind hatte man neben der Mutter gebettet, auf einem Rollwagen geladen, den ein Ochse bis zum Friedhof zog.

 

Der Wagen war von acht Trägern in Gehrock und Zylinder flankiert. Ein Sarg nach dem anderen wurde in den Friedhof getragen und beim Gesang je eines Verses in das Massengrab gesenkt. Herr Pastor Kellner aus Peterswaldau hielt eine ergreifende Trauerrede. ... In Schmiedegrund waren nach der Tat nur noch zwei Häuser bewohnt, während die Kaschbacher noch vollzählig anwesend waren." (1)

 

Diese Geschichte möchte ich deswegen erwähnen, da sie mir meine Tante in ähnlicher Form, ohne jedoch Daten und Namen zu nennen, auch erzählt hat. Wir fuhren im Sommer 2001 auf unserer Reise auf dem Weg von Langenbielau über den Pass Richtung Wüstewaltersdorf. Während der Fahrt erzählte meine Tante von Steinseifersdorf, dem unheimlichen Dorf, wie sie es als Kind genannt hatte. Sie sollte mit meiner Grossmutter kurz nach Kriegsende dorthin marschieren, da es dort Lebensmittel zu "organisieren" gab. Sie hatte sich einfach geweigert in dieses "umheimliche" Dorf mitzugehen. Man hatte in Wüstewaltersdorf erfahren, dass dort einige Menschen von den Russen umgebracht worden sind.

Anmerkung: Schmiedegrund und Kaschbach liegen bei Steinseifersdorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:

(1) Hohe Eule” Nr. 338 ( Oktober 1980), gefunden unter www.kreis-reichenbach.de, gelesen 2005
Bilder eigene