Dorfbach mit
  Schl. Falkenberg:

 

Umgebung - Dorfbach Dorfleben

 

Dorfbach - in allen Bereichen des Lebens eng verbunden und damit zu Wüstewaltersdorf dazugehörig, war eine selbständige Gemeinde, bestehend aus den Ortsteilen: Dorfbach, Schlesisch-Falkenberg und Oberdorfbach.

 

Bürgermeister waren in Folge die Herren Landwirt Herfort, Heinrich Weiß, Heinrich Thiel und Ernst Hoffmann.

Das Standesamt und die Polizei waren in Wüstewaltersdorf . Die Wachtmeister Richter, Raupach und Schindler besuchten täglich den Ort und sorgten für Ordnung.

Die Energieversorgung d. h. die Lieferung von elektrischem Strom war nach Gründung einer Elektrizitätsgenossenschaft 1919 gesichert. Im Vorstand waren Förster Freyer, Adolf Weiß, Schaltwärter Thiel, Herr Löffler. Stromableser Herr A. Weiß, Reparaturen erledigte Herr Paul Maiwald, die kaufmännische Arbeit wurde von Emil Proll, durchgeführt. Die Natur lieferte den Fleischereien im Winter auf dem Teich von Hirscht das notwendige Eis zur Kühlung im Sommer.

Die freiwillige Feuerwehr von Dorfbach unterstützte bei Bränden - meist durch Blitzschlag verursacht - die Feuerwehr von Wüstewaltersdorf. Eine Handspritze, von Pferden gezogen, war in einem Spritzenhaus in der Ortsmitte untergebracht,

Friedhöfe gab es zwei, gemeinsam für beide christliche Konfessionen, Dorfbachs Friedhof lag am Waldesrand auf dem Weg zur Hohen Eule. Für die Träger der Särge ein mühevoller Weg von ca. 1 km. Die Toten von Oberdorfbach waren sogar bis 2 km zu tragen, was im Winter bei hohem Schnee zumeist problematisch war. In Schlesisch-Falkenberg war der Friedhof rund um die Kirche angelegt. Bei der Vertreibung wurden die Friedhöfe eingeebnet.

Das Jagdrevier in den Wäldern, was bis auf einigen Besitz der örtlichen Bauern, dem Fürsten v. Pless gehörte, wurde von den Förstern Cutzmann und Freyer und dem Forstgehilfen Riebartsch betreut- Das Stammschloß der Pless'schen Familie war Schloß Fürstenstein bei Waldenburg. Von dort kamen auch die Anweisungen über Naturschutz bei Waldbränden und die Betreuung des Wildes in den Wäldern.

Auch Kuriositäten sind von dem Dorf und seinen Menschen zu berichten. So baute sich Tischlermeister Elter eine Windmühle zur eigenen Stromversorgung in seinem Haus, die natürlich nur bei kräftigem Wind funktionierte. Auch konstruierte er eine Biegevorrichtung zur Herstellung von Skiern. Er konnten sich rühmen, dem besten Skiläufer von W. W., dem mehrfachen deutschen Meister im 50 km Langlauf, Herbert Leupold, die ersten Skier angefertigt zu haben.

Die Strassenbeleuchtung war recht spärlich, elektrische Leuchten waren nur von Wüstewaltersdorf aus bis zur Brücke bei Wendrich im Unterdorf aufgestellt.

Die Dorfstrasse dem damaligen Ortsverkehr angepaßt, wurde im Jahre 1936 erweitert und teilweise auch in der Streckenführung verändert. Zuständig dafür war das Strassenbauamt Reichenbach; die Instandhaltung war dem Straßenwärter Thiel und den Herren Robert Spitzer und Becker aus Oberdorfbach anvertraut.

Politische Parteien waren in Ortsverbänden nur in Wüstewaltersdorf organisiert. Nach dem 1. Weltkrieg hatten SPD, KPD, Deutschnationale und die NSDAP auch in Dorfbach ihre Anhänger.

Die Postzustellung wurde von Wüstewaltersdorf aus geleitet. In Dorfbach gab es bei Hübner eine Posthilfsstelle, auch mit Telefonanschluß; im Ortsteil Schlesisch-Falkenberg eine weitere bei Hedwig Pohl.

Volksschulen gab es für jeden Ortsteil eine. In Dorfbach wurden die Kinder unterrichtet in der Reihenfolge von Lehrer Schlesinger (1924-26). den Lehrern Scheuermann, Opitz und Stier. Im ersten Weltkrieg gab es Vertretungen durch Lehrer Tuchler, Frau Schäfer und Frl. Seelig. Für die Leitung der Schule in Schlesisch-Falkenberg ist nur Herr Lehrer Mose bekannt.

Das Vereinsleben war beschränkt auf den Gesangverein "Euletal", der seine Übungsstunden und Konzerte im Gasthaus Niedenführ durchführte. Gegründet wurde er Ende der 20er Jahre von Lehrer Scheuermann.

Für die Unterhaltung von öffentlichen Verkehrsmitteln war die Gemeinde zu klein. Transporte für Personen (Taxi) wurden von Wüstewaltersdorf durchgeführt. Warenlieferungen übernahmen die Bauern mit Pferde- und Ochsengespannen. Das wichtigste Fahrzeug war das Fahrrad. An motorisierte Fahrzeuge erinnere ich mich nur an 2 Autos und 2 Motorräder im ganzen Ort.

Die Wasserversorgung war problemlos. Fast jedes Haus hatte einen eigenen Brunnen.

 

Wirtschaft, Gewerbe, Industrie

Landwirtschaftliche Betriebe, die von ihren Erzeugnissen lebten, produzierten Kartoffeln, Rüben, Getreide ( Gerste und Roggen) und das Futter ihrer Milchkühe, ihrer Schweine und Geflügelscharen. Die kleineren Gehöfte wurden meist von den Bäuerinnen betreut, die Männer und erwachsenen Kinder arbeiteten in der Textilfabrik in Wüstewaltersdorf.

 

Als selbständige Handwerker arbeiteten Schuster Steudel und Vogel. Die Hufschmiede von Olbrich wurde in den 30er Jahren als Schlosserei und Reparaturwerkstatt von Paul Maiwald weiterbetrieben. Emil Elter arbeitete als Tischler. Er produzierte außer Möbelstücken auch Särge und die Skier für Wintersportler. Im Lebensmittelladen von Wendrich war eine Wäschemangel aufgestellt, im Gemischtwarenladen von Hübner (später Scholz) war die Posthilfsstelle eingerichtet. Bei um die Jahrhundertwende erbaute Behrendmühle wurde 1932 als Bäckerei umgebaut und von Bäcker Konrad Fiebiger bewirtschaftet. Für Fleisch und Wurstwaren, seiner Qualitätswaren gepriesen, war Metzgermeister Schwarzer zuständig, der auch - da im gleichen Hause - die Gastwirtschaft von Paul Niedenführ belieferte.

Als größere Betriebe mit mehreren Angestellten sind die Weberei Gottschlich und das Sägewerk Kriesten zu nennen. Das Holz für das Sägewerk wurde von den Förstern Gutzmann und Freyer geliefert, die die Hege und Pflege von Wald und Wild der Euleberge hatten. Handwebstühle, wie zur Zeit der preuss. Monarchie, wurden noch in den 30er Jahren von den Familien Thiel, Richter und Pohl benutzt.

Die Gastronomie spielte in unserem Gebirgsdorf eine bedeutende Rolle- In den Gaststätten von Niedenführ in Dorfbach und Brieger (später Radzek) in Schlesisch-Falkenberg wurden nicht nur die ortsüblichen Feste und Veranstaltungen gefeiert, sondern sie bildeten auch den Mittelpunkt für den aufstrebenden Touristenverkehr in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg bis in die 40er Jahre hinein. Pensionen, wie Haus Sonnenschein, die Dorfbachbaude und die Bauden auf der Hohen Eule wurden von Gasten aus Breslau, Schweidnitz und sogar aus dem Rheinland besucht.

 

Kulinarische Genüsse lieferte unser Gebirgsbach durch frische Forellen oder im Herbst das Wild der Bergwälder.

Für die Verbreitung der neuesten Nachrichten sorgte Frau Thiel, die täglich die Zeitung "Das neue Tageblatt" aus Waldenburg in die Häuser brachte.

 

Gesundheitswesen, Kulturelles, kirchliche Konfessionen

So, wie wirtschaftlich, war Dorfbach auch medizinisch an Wüstewaltersdorf angegliedert. Die Mediziner Dr. Jokisch und Dr. Bösenberg betreuten die Bevölkerung, Zahnarzt Dr. Kaps, der in Dorfbach ein Haus besaß, hatte seine Praxis zwar in Breslau, hatte aber in den 30er Jahren zwei Mal wöchentlich seine Sprechstunde in Wüstewaltersdorf.

Zur Kirchengemeinde von Wüstewaltersdorf gehörten die umliegenden Dörfer, so auch Dorfbach. Die Bevölkerung war zu ca. 70 % evangelisch, trotzdem hatte Wüstewaltersdorf eine eigene katholische Kirche. Die evangelischen Christen wurden betreut von den Pastoren Schmidt-Casdorff und Lüge. Der Ortsteil Schlesisch-Falkenberg hatte sogar eine eigene Kirche., die - urkundlich erwähnt - schon 1791 erbaut wurde.

Das kulturelle Leben war vielfältig und geprägt vom Erbe der schlesischen Vorfahren.

 

Quelle: Chronik der Gemeinde Dorfbach von Günter Proll, Photos W. Leistritz