Objekt Riese - die Arbeitslager

Mit Baubegin des Projektes Riese wurden von der Bauleitung der Schlesische Industriegemeinschaft AG entschieden die umfangreichen Bauarbeiten mit Zwangsarbeiten und Kriegsgefangenen auszuführen. Für die Unterbringung richtete man vier Lager in stillgelegten und beschlagnahmten Fabrikgebäuden in den Ortschaften Wüstewaltersdorf, Dörnhau, Wüstegiersdorf und Oberwüstegiersdorf ein.

 

Die großen Arbeitermassen waren aber nicht imstande die ihnen gestellten Aufgaben zu bewältigen, und das Bautempo der durchgeführten Arbeiten erwies sich als zu langsam. Aus diesem Grund wurde die Schlesische Industriegemeinschaft AG wahrscheinlich in der ersten Aprilmitte 1944 von ihrer Pflicht entbunden. Das Bauvorhaben übernahm die Organisation Todt – als Oberbauleitung Riese (OBL Riese) mit Sitz in Tannhausen und Bad Charlottenbrunn.

 

Ab April 1944 wurden zusätzlich Häftlinge des Konzentrationslagers Gross-Rosen für die Bauarbeiten eingesetzt. Auf diese Weise sollte das Bautempo der durchgeführten Arbeiten beschleunigt werden. Die Unterbringung erfolgte in sogannten Aussenlagern (AL), die einer selbständigen Kommandantur untergeordnet wurden, mit Sitz in Wüstegiersdorf. Es entstand ein Arbeitslager Riese, zu dem 13 Lager und ein Lagerkrankenhaus gehörten.

 

Das AL Riese durchliefen ca. 13.000 Häftlinge. Es waren Juden, die aus vielen europäischen Ländern – Ungarn, Polen, Griechenland, Jugoslawien, Tschechoslowakei, Italien, Belgien und den Niederlanden stammten. - Die ersten Häftlinge wurden in das Lagerverzeichnis des KZ Gross-Rosen am 26. April eingetragen. Es waren griechische Juden aus dem KZ Auschwitz, woher die meisten Häftlingstransporte eintrafen. Fast 5000 Häftlinge verloren im Laufe der Bauarbeiten bis Kriegsende ihr Leben.

 

Die Zahlen der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die ebenfalls für das Projekt Riese eingesetzt wurden, sind weniger gut dokumentiert.

 

Die Gemeinschaftslager

 

Das Gemeinschaftslager I in
Wüstewaltersdorf
befand sich im Spinnereigebäude der Websky, Hartmann & Wiesen AG und wurde im November 1943 eingerichtet. Die Gefangenen waren Zwangsarbeiter, die meisten aus Russland, und Polen sowie italienische Kriegsgefangene. Die größte Gruppe waren russische Kriegsgefangene. Das Lager wurde Mai 1945 mit Einmarsch der russischen Armee aufgelöst.


Im April 1944 wurde das AL Wüstewaltersdorf mit KZ Häftlingen eingerichtet. Es waren überwiegend Juden aus Griechenland.  Quellen berichten, dass dieses Lager am Hang des Stenzelberges in Wüstewaltersdof lag.

 

Im Mai 1944 wurde das AL Wolfsberg (bei Wüstewaltersdorf) angelegt. Mit ca. 3000 Häftlinge war es das größte der Aussenlager. Die Häftlinge lebten in zeltartigen runden Gebäuden aus Sperrholz, 3 m Durchmesser, mit jeweils 20 Personen pro Gebäude sowie in mehreren Barracken. Es waren Juden, meist aus Ungarn und Polen, aber auch aus Griechenland, Tschechoslowakei, Deutschland und Rumänien. – Die Ruinen der Beton-Gebäude der SS-Wachen sind immer noch in der Umgebung der Anlage Wolfsberg zu sehen. – Das AL Wolfsberg wurde Anfang Februar 1945 evakuiert.

 

Das Gemeinschaftslager II Dörnhau wurde im November 1943 eingerichtet. Dafür wurde die geschlossene Leinweberei der Gebrüder Giersch beschlagnahmt. Die Lagerinsassen waren überwiegend Zwangsarbeiter aus Polen und Russland.


Im Juni 1944 wurde am gleichen Ort mehrere Barracken für das AL Dörnhau gebaut. Dorthin kamen jüdische  KZ-Häftlinge aus Ungarn, Polen und Griechenland. Im Herbst 1944 wurde das Lager zentrale Krankenstation für unheilbar kranke Lagerinsassen. Nach dem Krieg wurden in der Umgebung 25 Massengräber ausgehoben mit 1.943 Opfern. - Das Lager wurde Mai 1945 mit Einmarsch der russischen Armee aufgelöst.

 


Meyer-Kauffmann Textilwerke AG in Wüstegiersdorf

Wüstegiersdorf und Umgebung hatte die meisten Arbeitslager verbunden mit dem Projekt Riese.
Von Oktober 1943 bis März 1945 wurden Fabrikanlagen der Friedrich Krupps AG von Essen hierhin ausgelagert. Sie übernahmen 2 Textilfabriken der Meyer-Kauffmann Textilwerke AG in Wüstegiersdorf und passten sie für die Produktion von  Rüstungsgütern an.  Ein Luftschutzbunker wurde nahe der Fabrikanlagen an einem Berghang gebaut (Lage: 50°41′13″N 16°22′38″E).  Er besteht aus 2 Stollen und ist zu 60% mit Beton und Ziegelsteinen verstärkt (240 m, 600 m2, 1,800 m3).

 

November 1943 wurde das
Gemeinschaftslager III Wüstegiersdorf in der Fabrik der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG eingerichtet, Insassen waren Zwangsarbeiter aus Russland. Das Lager wurde Mai 1945 mit Einmarsch der russischen Armee aufgelöst.


Im April 1944 wurde am gleichen Ort das AL Wüstegiersdorf für KZ-Häftlinge eingerichtet. Dort waren zwischen 700 und 1,000 Juden aus Ungarn und Polen inhaftiert. – Es war auch das  Hauptlager für Verpflegung und Kleidung, Verwaltungszentrale und Hauptquartier des Kommandanten von AL Riese. Das Lager wurde im Februar 1945 evakuiert.

 

Zwischen April und Juni 1944 wurde das AL Märzbachtal im großen Märzbachtal östlich von Wüstegiersdorf für KZ-Häftlinge angelegt. Zwischen 700 und 800 Juden, überwiegend aus Ungarn und Polen, lebten dort in Barracken, deren Reste heute immer noch zu sehen sind.

 

Im August 1944 wurde das AL Säuferwasser (in der Nähe von Wüstegiersdorf), an den Säuferhöhen) eingerichtet, die Häftlinge dort wurde zu Arbeiten an der Anlage Säuferwasser eingesetzt. Es waren Juden aus Polen, Ungarn und Griechenland. Die überreste des Lager sind noch in der Umgebung von Stollen 3 zu sehen. – Das Lager wurde im Februar 1945 evakuiert.  

 

November 1943 wurde das Gemeinschaftslager IV Oberwüstegiersdorf im Gebäude einer stillgelegten Textilfabrik eingerichtet und bestand bis Kriegsende. Die Insassen  waren Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene


Im April–Mai 1944 wurde das AL Schotterwerk im gleichen Ort nahe des Bahnhofs Oberwüstegiersdorf für KZ-Häftlinge angelegt. Zwischen 1.200 und .1.300 Juden aus Ungarn, Polen und Griechenland lebten in 8–11 Holzbarracken.  Ein Teil der Häftlinge wurde im Februar 1945 evakuiert, die restlichem im Mai 1945 befreit.

 

Im August 1944 wurde das AL Kaltwasser (bei Ober-Wüstegiersdorf) für KZ-Häftlinge eingerichtet. überwiegend Juden aus Polen lebten in 5 Barracken. Das Lager wurde im Dezember 1944 geschlossen und die Häftlinge wurden ins AL Lärche (am Ramenberg östlich von Wüstegiersdorf) gebracht.

 

Im März 1944 wurde das Gemeinschaftslager V Tannhausen in der Textilfabrik Websky, Hartmann & Wiesen AG eingerichtet. Insassen waren Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.


Im April/Mai 1944 kam das AL Tannhausen am selben Ort dazu, Insassen waren 1.200 Juden aus Ungarn, Polen, Griechenland und anderen europäischen Ländern. Nahe dem Lager gab es ab November 1944 das Zentralrevier Tannhausen, eine zentrale Krankenstation für Patienten mit guten Heilungschancen. Diese Krankenstation bestand aus 4 massiv mit Ziegeln gebauten Barracken. Häftlinge, die Laufen konnten, wurden im Februar 1945 evakuiert. Kranke wurden zurück gelassen. Diese Lager wurden im Mai 1945 befreit.


Im April 1944 wurde das Lager AL Falkenberg nahe der Kolonie Städtisch Eule (zwischen Falkenberg und Ludwigsdorf gelegen) angelegt. Die Häftlinge wurden zu Arbeiten an der Anlage Falkenberg eingesetzt. Es waren 1.500 Juden aus Polen, Ungarn und Griechenland. Das Lager wurde im Februar 1945 evakuiert.

 

Im AL Erlenbusch, angelegt im Mai 1944, lebten zwischen 500 und 700 Häftlinge in 5 Barracken. Es waren Juden aus Polen und Ungarn. Das Lager wurde im Februar 1945 evakuiert.

 

Das AL Fürstenstein wurde im Mai 1944 in der Nähe des Schlosses eingerichtet. Zwischen 700 und 1000 KZ- Häftlinge lebten dort in Barracken. Es waren Juden aus Ungarn, Polen und Griechenland. Das Lager wurde im Februar 1945 evakuiert.

 

Quellen: de.gross-rosen.eu , en.wikipedia.org

Fotos eigene und von dolny-slask.org.pl