Dorfleben:
Das Leben im Dorf - Die katholische Kirche
Am 24. März 1654 wurde durch die kaiserliche
Reduktionskommission auf Grund der Bestimmungen des Friedensvertrages
von Münster auch die Kirche von Rudolfswaldau zusammen mit ihrer
Tochterkirche Wüstewaltersdort eingezogen und den Katholiken
zur Verfügung gestellt, obwohl im Bereich der Kirchengemeinde
fast gar keine Katholiken, in Wüstewaltersdorf kein
einziger dieses Bekenntnisses, wohnten. In einer Urkunde aus dem Jahre
1655 waren die Kirchenväter und Schreiber Protestanten (als Schreiber
und Schulmeister wurde Andreas Fellmann genannt). 1655 wurde der Turm
und Knopf renoviert und in der Kirche ein Chor und Bänke eingebaut.
Den Knopf zu vergolden kostete 8 Rtlr., den Turm verkleiden und zu
decken 9 Rtlr., 12. Sgr. (Rtlr.=Reichstaler, Sgr.=Silbergroschen).
Im Jahre 1671 wurde die kirchliche Zuständigkeit neu geregelt,
in dem Tannhausen zur Pfarrgemeinde erhoben wurde, der Rudolfswaldau
mit Wüstewaltersdorf unterstellt wurden.
1677 bei der Kirchenvisitation schreibt der Visitator einen Bericht über das Wüstewaltersdorfer Kirchlein. Nach seiner Beschreibung war die völlig hölzerne Kirche mit Anwurf überzogen und weiß getüncht.
Der Turm über dem Dache hatte drei Glocken, von denen die große
gesprungen war. Die Täfelung in der Kirche war einfach, die Dielung
aus Balken. Einen Tabernakel gab es nicht.
Eine hl. Barbara mitten auf dem alten, nur mit einer linnenen Decke bekleideten
Altar, darüber ein gemalter Laurentius scheinen die einzige Holzschnittkunst
und Malerei des Kirchleins ausgemacht zu haben. Vor dem Altar stand ein
hölzerner Taufstein mit einem Verschlußdeckel und einer teeren
zinnernen Schüssel.
1687 bei der Kirchenvisitation gab es in Wüstewaltersdort keinen einzigen Katholiken. Die notgedrungen protestantischen Kirchenväter und Kirchenschreiber versahen ihren Dienst für die ihnen weggenommene Kirche wohl recht mangelhaft. 1719 bei der Kirchenvisitation wurde vermerkt, dass sich das Inventar der Kirche vermehrt habe. Es war nun ein der hl. Barbara geweihter Tragaltar vorhanden. Außerdem gab es eine Kanzel, jedoch fehlte immer noch eine Orgel. Der Kirchhof war von einer mit Schindeln gedeckten Steinmauer umgeben.
Es wurde auch ein Kirchenvermögen von 284 Mark und 30 Groschen
festgestellt. 1742 gab es nur einen einzigen Katholiken, einen Knecht,
in Wüstewaltersdorf.
Der zuständige kath. Pfarrer von Tannhausen hielt im Jahr nur zweimal
Gottesdienst und brachte sich Teilnehmer am Gottesdienst mit. 1754 erreichte
das Vermögen der kaum benutzten kath. Kirche eine überraschend
hohe Summe von 2503 Talern. Die Kirchenväter waren immer noch Protestanten.
Im Jahre 1774 griff man erneut den Plan auf, die unbrauchbar gewordenen
Glocken umgießen zu lassen. Dabei mußte man aber feststellen,
das auch der Turm inzwischen derart schadhaft geworden war, das
auch er abgerissen und neu erbaut werden mußte. Erst am 1. September
1777 war der Neubau fertig und die neuen Glocken konnten aufgezogen werden.
Bei einer Revision der kath. Kirche im Jahre 1800 wurde die völlige
Verwahrlosung und Baufälligkeit der alten Kirche festgestellt, in
der wegen des Fehlens an Gemeindegliedern nur einmal jährlich Gottesdienst
abgehalten wurde. Trotzdem hatte das Kirchlein ein eigenes Vermögen
von 1178 Talern, obwohl es nur zwei oder drei Katholiken im ganzen Kirchspiel
gab. Das Vermögen war wohl aus den Pachtgeldern für die Pfarrwidmut
entstanden. Man begann also sofort mit dem Bau der neuen Kirche, die am
2. September 1804 eingeweiht werden konnte. Für den Bau waren Kosten
in Höhe von 824 Reichstalern veranschlagt worden. Nach dem Bau blieb
immer noch ein Kapital von 452 Talern.
Im Jahre 1818 waren in Wüstewaltersdort 14 Katholiken, in Toschendorf
11 und in Grund 2 Katholiken. Bis 1825 stieg die Zahl der kath. Gemeindeglieder
auf 118. In Wüstewaltersdort waren inzwischen 66 Katholiken, in Zedlitzheide
17, Toschendorf 21. Grund 7 und Neugericht 7 ansässig.
1844 war durch das Ansteigen der kath. Bevölkerung die kath. Kirchengemeinde
Tannhausen wieder selbständig geworden mit einem eigenen Geistlichen,
dem Kaplan Ludwig Raabe. Seit diesem Zeitpunkt gehörten die kath.
Einwohner von Wüstewaltersdorf und Umgebung nun nicht mehr zur Pfarrgemeinde
Waldenburg, sondern zur kath. Gemeinde von Tannhausen.<<
Die Zahl der Fabrikgründungen im 19. Jahrhundert brachte einen Zuzug von katholischen Arbeitskräften. Sie stammten meist aus der Grafschaft Glatz und aus Böhmen. Deutlich wird es durch eine Gegenüberstellung der Zahlen (siehe Abb. links)
Am 16.12.1847 hätte Wüstewaltersdort beinahe seine kath.
Kirche verloren. Nur dem Zufall, dass zu derselben Zeit, als die
benachbarte Schmiede brannte, in der Kirche eine der seltenen dort abgehaltenen
Gottesdienste stattfand, war es zu verdanken, dass der Pfarrer, der
den Gottesdienst abhielt, alle Anwesenden auffordern konnte, die angrenzenden
Holzschuppen und Dach und Turm immer wieder mit Wasser zu begießen.
So war es möglich, dass das Gotteshaus erhalten blieb und nur
ein Teil der Schindeln auf der Kirchhofmauer den Flammen zum Opfer fielen.
Für die Katholiken der Wüstewaltersdorfer Gegend ergab sich
jedoch im Jahre 1869 insofern eine Verbesserung, als sie bei der Auflösung
der bisherigen Pfarrei Tannhausen/Erlenbusch zur Kirchengemeinde Oberwüstegiersdorf
kamen. Durch das Ansteigen des kath. Bevölkerungsanteiles konnten
auch an der Kirche bedeutende Veränderungen vorgenommen werden. Sie
erhielt 1877 einen Kirchenchor, auf dem eine Orgel aufgestellt wurde,
die man anderwärts gebraucht erworben hatte. Zu derselben Zeit wurde
auch der Fußboden der Kirche erneuert und neue Sitzbänke für
die Gläubigen aufgestellt. Für den Ausbau stiftete Herr Christian
Willner, ein Protestant, 600 Mark. Im Jahre 1893 wurde aus dem bisherigen
Zwiebelturm ein Spitzturm errichtet.
Als im Jahre 1904 der Sitz der zuständigen kath. Pfarrei von Tannhausen nach Bad Charlottenbrunn verlegt wurde, erhielt Wüstewaltersdorf einen eigenen kath. Lokalisten, der auch die Katholiken der Orte Dorfbach, Schles.-Falkenberg, Grund, Zedlitzheide, Neugericht und Toschendorf zu betreuen hatte. Diese Lokalle wurde 7 Jahre später zur Kuratie erhoben, wobei der bisherige Seelsorger Joseph Hahnel zum Kuratus ernannt wurde.
Im Jahre 1930 hatte die kath. Kirche 823 Gemeindeglieder. Nach Kuratus Joseph Hahnel waren folgende Geistlichen an der kath. Kirche St. Barbara:
Kuratus Bernhard Kunze, Kuratus Joseph Stief, Pfarrer Roman Berg, Kuratus
Walter Mutke, Pfarrer Georg Hanel übernahm im Frühjahr 1940
die Pfarrstelle in Wüstewaltersdorf und wurde trotz Schutzscheines
am 15.8.1947 vertrieben.
Der letzte Organist war Kantor Georg Reichel von 1918 - 1940. Am 18. August
1940 verstarb Herr Kantor Georg Reichel. Seine Vertreterin an der Orgel
in der letzten Zeit und wohl Nachfolgerin war Frau Großmann. Kantor
Reichel leitete auch den Kirchenchor, er zählte mindestens 13 Mitglieder.
Der letzte Küster der kath. Kirche war Herr Sturm.
Der kath. Kirchengemeinde gehörte auch eine öffentliche Bücherei,
die im Pfarrsaal untergebracht war, an. Frau Gertrud Smieja, die Tochter
von Kantor Reichel, betreute die Bücherei eine Zeit lang. Die katholische
und evangelische Kirche haben durch alle Zeiten ihres Bestehens ein friedliches
Nebeneinander gehabt.
Eine Zusammenfassung der Baugeschichte mit Bildern findet sich in diesem pdf-Dokument.
Quellen: aus der Chronik des Wüstewaltersdorfer Heimatboten, das "Das alte Wüstewaltersdorf" von R. Gottwald und eigene Informationen.